CERCLE PHILA DUDELANGE brfm 1032 150

Briefmarkensammlerverein Düdelingen / Association philatélique de Dudelange

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  • Geschrieben von : Marc Schaack & Olivier Nosbaum

Die Ferrari-Paare

Provenienzen werden unter Sammlungen immer wichtiger. Auktionatoren werben gerne mit den prominenten Vorbesitzern ihrer angebotenen Marken. Die „Königsprovenienz“ ist die des wohl größten und bedeutendsten Sammlers aller Zeiten, Philipp la Renotière von Ferrari[1] (1850–1917). Viele der wertvollsten und berühmtesten Briefmarken zierten seine Generalsammlung. Wolfgang Maassen hat Ferrari sogar ein eigenes Buch gewidmet[2]. Die gigantische Sammlung wurde mit wenigen Ausnahmen in 14 Auktionen zwischen 1921 und 1925 von Gilbert[3] in Paris versteigert, vieles in großen Sammellosen und schlecht beschrieben bzw. zusammengesetzt.

Luxemburg auf den Ferrari Auktionen

Doch wie sieht es für Luxemburg aus? Wie oft liest man auf Auktionen ex Ferrari für ein Luxemburger Los? Die Frage ist schnell beantwortet. Eigentlich nie. Woran liegt das? Die Marken aus der Sammlung Ferrari wurden oft zu Sammellosen zusammengetragen und vieles nicht abgebildet. Insgesamt wurden zwanzig Lose Luxemburg angeboten, dies verteilt auf drei Auktionen[4]. Von insgesamt 1586 Marken sind nur drei Einheiten (8 Marken) aus der Auktion Nr. VI abgebildet:

- Los 324: Der bessere der beiden bekannten ungebrauchten Vierblöcke Prifix Nr. 1, als Einzellos angeboten.

- Los 327: Paar der (Prifix Nr. 2) aus einem Los mit vier weiteren Exemplaren dieser Marke.

- Los 330: Ein Paar 12 ½ Centimes rückseitig bedruckt aus einem Los von insgesamt 26 ungebrauchten Marken die als ungezähnt von 1874 angeboten werden. [5]

Aus den Losbeschreibungen ist es daher schwierig, oder gar unmöglich die Marken wiederzuerkennen. Wir wollen es dennoch versuchen und konzentrieren uns auf zwei Lose aus der IV. Auktion, Los Nr. 314 und 315.

Los 314 besteht aus 30 Marken (10 Paare und 10 Einzelmarken) der geschnittenen Ausgabe von Naumann, alle ungebraucht. Von besonderem Interesse sind die Paare. Alle neun Marken der Ausgabe befinden sich als Paar im Los, die 1 Centime sogar zweimal. Wir wissen, dass mit Ausnahme der 1, 2 und 10 Centimes, Paare große Seltenheiten sind, von denen in der Regel nur eine Handvoll bekannt sind.

Los 315 besteht aus 68 Marken. Hier konzentrieren wir uns auf einen Viererblock der 4 Centimes und ein vertikales Paar der 1 Centime ungebraucht. Die übrigen Marken sind Einzelmarken.

Die Käufer

Wer waren die potentiellen Käufer dieser beiden Lose? Diese waren vor allem die bedeutenden Generalsammler Arthur Hind, Maurice Burrus, Alfred F. Lichtenstein und Alfred H. Caspery. Hind[6], Lichtenstein[7] und Caspary[8] besaßen einige bedeutende Stücke der Luxemburger Klassik. Insbesondere bei Hind sind aber nur wenige Marken abgebildet. Die herausragende Luxemburg Sammlung von Burrus[9] erhielt einen Spezialkatalog. Burrus kaufte ca. ein Viertel der Ferrari Sammlung und später auf den Hind Versteigerungen war er neben Caspary einer der prominentesten Käufer. Der oben erwähnte Viererblock (Prifix Nr 1), befand sich z.B. zuerst in der Sammlung Hind und später in der Sammlung Burrus.

Die Paare

Auf der Suche nach den Paaren aus Los 314 kommt nur einer der vier Käufer in Frage. Maurice Burrus. Er besaß drei Paare der 1 Centime.[10] Dies entspricht der Anzahl der Paare dieser Marke der Lose 314 und 315. Weiter besaß er einen Vierblock der 4 Centimes.[11] Zwei Paare der 2 Centimes (Lose 149 u. 150), werden nicht abgebildet und sind daher eher nicht mehr identifizierbar. Die Paare der 4 C. (Los 156); 12 ½ C. (Los 163); 25 C. (Los 186); 30 C. (Los 196) und 40 C. (Los 221), sind alle abgebildet und nur einmal als Paar vorhanden. Die 37 ½ C. ist als Paar einmal vorhanden (Los 207) aber nicht abgebildet, die Qualität wird mit „coté inf. entamé. Très frais“ bezeichnet. Die 10 C. ist zweimal vorhanden (Lose 162 u. 163), wobei nur letztere abgebildet ist und als qualitativ gut beschrieben wird.

Alle möglichen Paare der beiden Ferrari-Lose befanden sich also in der Burrus-Sammlung. Burrus war wohl der Hauptkäufer auf den Ferrari-Auktionen, so dass es sich bei diesen Burrus-Paaren mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit um die Paare aus der Ferrari-Sammlung handelt.

Viele Lose der Burrus Auktion gelangten in die Sammlung Woudenberg.[12] Darunter die Burrus-Paare 10 C. (Los 1056); 30 C. (Los 1109) und 40 C. (Los 1131). Unter Los 1121, ist ein unten angeschnittenes Paar der 37 ½ abgebildet. Sehr wahrscheinlich das nicht abgebildete Burrus-Paar dieser Marke. Es soll erwähnt werden, dass sich auch ein sehr schönes Paar vom rechten Bogenrand der 2 Centimes in der Woudenberg Auktion (Los 1036) befindet.

Fazit

 

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 Abb. 1

Es erscheint als sehr wahrscheinlich, dass Maurice Burrus beide Ferrari-Lose kaufte und dass es sich bei den oben erwähnten Burrus-Paaren der 1; 4; 12 ½; 25; 30 und 40 Centimes (Abb. 1) um Ex Ferrari-Paare handelt.

 

Abb 2 
 Abb. 2
 

Bei der 37 ½ Centimes (Abb. 2) ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es sich um das nicht abgebildete Paar handelt. Die Beschreibung bei Burrus passt zur Marke, die bei Woudenberg abgebildet ist und Woudenberg kaufte viel auf der Burrus Auktion.

 

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 Abb. 3

Bei der 10 Centimes (Abb. 3) die bei Burrus und Woudenberg abgebildet ist, liegt die Chance wohl bei 50%, dass es sich um das Ferrari-Paar handelt, weil Burrus zwei solcher Paare besaß. Genauso ist es für die 2 Centimes (Abb. 3) von Woudenberg, vorausgesetzt er kaufte das Paar bei Burrus.

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[1] Laut Geburtsurkunde „Louis Philippe Antoine Marie Augustin Raoul de Ferrari de Galliera“.

[2] Maaßen W., Der geheimnisvolle Philipp von Ferrari. Philatelist, Philanthrop und Kosmopolit. Sonderband der Reihe Chronik der deutschen Philatelie. 3. Auflage (Schwalmtal 2017).

[3] Joachim Erhard gab 1987 ein Nachdruck der Auktionskataloge einschließlich Ergebnissen und zwei Nachschlagwerken heraus.

[4] Auktion IV, Lose 312 – 318; VI, 323 – 334; XIV, 592.

[5] Dieses Los ist wohl eine Mischung aus diversen Probedrucken und Marken, die Beschreibung belegt eher eine geringe Kenntnis des Materials vom Losbeschreiber.

[6] H. R. Harmer, 713, 26.11.1934, Los 96 – 112.

[7] H. R. Harmer INC. 5 – 9.12.1966, Los 926 – 1007.

[8] H. R. Harmer INC. 18 – 21.11.1957, Los 633 – 672.

[9] Willy Balasse 199, 26.10.1963, Los 1 –356.

[10] Los 144, abgebildet und Los 148, zwei Paare nicht abgebildet.

[11] Los 157. Anzumerken ist, dass Caspary auch einen solchen Viererblock besaß (Los 656), allerdings wird kein Paar der 1 Centime erwähnt, so dass auch der Burrus Viererblock der 4 Centimes sehr Wahrscheinlich Ex Ferrari ist.

[12] J. L. Van Dieten, 429, 4.4.1967, Los 822 – 1359.

 

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